Es gibt wenige Orte auf dieser Welt, wo ich mich wirklich zu Hause fühle und die Kanarischen Inseln sind einer davon. Bei uns ist es mittlerweile zu einer Tradition geworden, dass wir über Weihnachten nach den Kanaren fliegen – jedes Jahr zu einer anderen der sieben Inseln. Diesmal war La Palma dran – eine der kleinsten Inseln, die vor allem für ihre unberührte Natur bekannt ist und zu traumhaften Wanderungen einlädt. Und ganz nebenher ein Paradies für Foodies ist, wie ich selbst feststellen konnte.

La Palma wird oft “la isla bonita” (die schöne Insel) genannt, weil sie im Vergleich zu den anderen viel grüner ist. So können auch Pflanzen, die viel Wasser brauchen unter den dicken Regenwolken La Palmas gedeihen. Aber keine Sorge, die Wolken werden von den hohen Bergen im Landesinneren der Insel aufgehalten. So bleibt es zumindest unten am Strand immer schön sonnig, auch wenn die schweren dunklen Wolken gleich hinter dem Berg nicht sehr verheißungsvoll aussehen. Dieses typisch palmerisches Phänomen war z. B. in der Hauptstadt Santa Cruz de la Palma fast jeden Tag zu sehen.

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Zurück zum Thema grüne Insel und Pflanzenvielfalt. Auch wenn Letzteres etwas übertrieben klingen mag, denn auf La Palma wachsen gefühlt NUR Bananen. Überall und so weit das Auge reicht, sieht man nur Bananenplantagen! Zumindest nahe der Küste.

Bananenplantagen in Puerto de Tazacorte

Bananenplantagen in Puerto de Tazacorte

 

Klar sind die kanarischen Bananen sehr lecker. Von solchen aromatischen Bananen kann man in Deutschland nur träumen. Wenn man sich aber ins Innere der Insel auf eine der vielen Wanderrouten begibt, entdeckt man viele weitere Exoten. Orangen und Mandarinen sind nur triviale Beispiele. Ich habe zum Beispiel echte wild wachsende Guave gesehen und direkt vom Baum probiert.

 

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Natürlich wusste ich anfangs nicht, was das für eine komische Birnenart ist. 😀 Auf eigenes Risiko habe ich ein Stückchen abgebissen und… wurde im ersten Moment von den unzähligen Kernen der Frucht überrascht. Das Fruchtfleisch der “Frucht der Götter” war aber himmlisch lecker! Exotisch, sonnengereift, 100% bio und umsonst – was kann sich ein Foodie mehr wünschen?! Derartige willkommene Überraschungen können auf La Palma an jeder Ecke lauern und der Beweis dafür liefert unsere erste Wanderung.

 

Bio Café Finca Aloe

Im Drachenbaumwald zwischen Las Tricias und Buracas

Den ganzen Tag am Strand verbringen? Dafür fliegt man doch nicht nach La Palma! Entspannen kann man wo anders – auf La Palma ist Wandern angesagt. Selbst nicht geübte und eher schlecht ausgestattete Wanderer (so wie ich) können die kleine Insel problemlos zu Fuß erkunden. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich schaffen kann, doch im Nachhinein kann ich mir keinen besseren Ort auf der Welt zum Wandern vorstellen!

Als erste Wanderung haben wir eine der einfachsten und kürzesten Routen ausgewählt – die zwischen Las Tricias und Buracas im Nordwesten. Der Weg ist umgeben von zahlreichen Drachenbäumen und Felshöhlen und führt an das Gofio-Museum vorbei, wo man mehr über das kanarische Grundnahrungsmittel Gofio erfahren und verschiedene (auch vegane) Gofio-Erzeugnisse kaufen kann.

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Das Beste an dieser schon sehr angenehmen Wanderung war die unerwartete Entdeckung des Bio Cafés Finca Aloe. Als wir irgendwann auf dem Weg das Schild zum Café gesehen haben, konnten wir es kaum glauben. Wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet, dass es dort so was geben würde – ein vegetarisch-veganes Bio-Café! Da wir schon etwas Hunger hatten, haben wir uns einen Zwischenstopp in der Finca Aloe gegönnt.

Das Café liegt im malerischen Tal mit traumhafter Aussicht und wirkt selbst wie ein kleines Stück Paradies. Inhaberin ist eine deutsche Auswanderin, die sich für eine naturnahe Lebensweise entschieden hat. Auf der Speisekarte findet man Salate, belegte Vollkornbrote, Kuchen und frisch gepresste Säfte – alles selbstgemacht bzw. selbst gebacken, mit Zutaten aus der Gegend oder dem eigenen Garten. Und wie die Teller nur angerichtet waren! Alles, was wir hatten, sah einfach Instagram-ready aus. Mein Gesichtsausdruck war wortwörtlich so: ???!!!

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Ich hätte mehr Fotos vom Café machen sollen, denn es sah trotz der ungünstigen Lage wirklich sehr gemütlich aus. Wer mehr sehen und erfahren will, den leite ich zu dieser Seite weiter. Was ich aber nicht vergessen habe, ist ein Foto von der Toilette zu machen. 😀 Von außen sieht sie noch ziemlich hippie aus, doch innen ist sie völlig modern – sogar eine Dusche gibt es. Ich war baff!

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El Duende del Fuego

Los Llanos

Los Llanos ist mit seinen unglaublichen 20.000 Einwohnern der größte Ort auf der Insel und auf jeden Fall einen Besuch wert. Dort findet man auch eines der besten Restaurants auf La Palma und das beste der Stadt – El Duende del Fuego. Das Obst und Gemüse soll aus dem eigenen Garten stammen und das Lokal hat eine Bio-Zertifizierung. Schöner fände ich es natürlich, wenn da kein Fleisch angeboten würde, man kann aber ja nicht allen gerecht werden. Es war schon mehr als überraschend, dass es so viele vegane Gerichte auf der Speisekarte gibt und dass so viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt wird. Das beste Beispiel dafür war mein Essen: Reis mit Spirulina, Chlorella, Moringa, Chia und Spinat. ? An dem Abend habe ich eine Superfood-Überdosis zu mir genommen. 😀 Gut geschmeckt hat es auch noch.

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Das Städtchen Los Llanos ist mit seinen bunten Häusern und charakteristischen Wandmalereien besonders sehenswert – und mit Weihnachtsdeko fand ich es noch beeindruckender.

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Enriclai

Santa Cruz de la Palma

Fünf Tische mit Platz für maximal 12 Personen: Enriclai ist das kleinste Restaurant auf La Palma und eine absolute Attraktion. Ohne Reservierung kommt man hier nicht rein. Es gibt keine Speisekarte, sondern immer nur ein paar Tagesgerichte und Desserts. Das meiste wird erst nach der Bestellung zubereitet.

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Obwohl wir eine Woche in Santa Cruz de la Palma waren, konnten wir nur schwer einen Tisch zum Mittagessen reservieren. Denn dazwischen war Weihnachten und das Restaurant war zu. Also unbedingt rechtzeitig reservieren! Und Zeit mitnehmen, denn von Eile will man in diesem kleinen Restaurant nichts wissen.

Erst setzt sich die Inhaberin Carmen zu den Gästen und erklärt in ihrer super gastfreundlichen Art, was es heute zu essen gibt. Bei uns gab es zwei Vorspeisen, drei Salate zwei Hauptgänge und zwei Nachspeisen. Gerne wird auch auf Sonderwünsche eingegangen, wie in meinem Fall vegan.

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Die Haupstadt Santa Cruz de la Palma ist nach Los Llanos das zweitgrößte “Dorf” auf der Insel. Um das Stadtzentrum zu erkunden reicht eine Stunde locker. Ein paar Mal waren wir am Strand, der, dafür dass es kaum Touristen gab, sehr groß und gepflegt ist. Das Nachtleben spielt sich auf der anderen Seite der Strandpromenade ab – falls man nach den langen Wanderung doch noch Lust und Kraft hat, wegzugehen.

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Einkaufen

Mercado municipal

Wer bei seinen Wanderungen nicht genug Orangen und Avocados gepflückt hat, kann lokale Exoten auch auf einem der Bauernmärkte kaufen – es gibt überall welche. Da wir die meiste Zeit in Santa Cruz verbracht haben, waren wir oft in der lokalen Markthalle. Das Beste dort war der Stand, wo Zuckerrohrsaft angeboten wird. Leckeres Zeug!

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Hierba Buena

In Santa Cruz gab es zwei Bio-Läden, wo auch Naturkosmetik und vegane Ersatzprodukte verkauft werden. Im Hierba Buena konnten wir gutes Dinkelbrot finden – sonst ist das Brot im Supermarkt einfach wie Brot aus dem Supermarkt… Naturläden gibt es auch in Los Llanos und anderen kleineren Orten. Einfach auf HappyCow nachschauen bzw. die App installieren oder beim Spazieren die Augen offen halten.

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Unterkunft

Im Hotel bleiben wir nur, wenn es gar nicht anders geht. Auch auf La Palma haben wir in Ferienwohnungen gewohnt – zwei, um genau zu sein. Die ersten drei Tage haben wir am Strand in Puerto Naos verbracht in einer der schönsten Ferienwohnungen, die wir jemals hatten. So konnten wir außerdem einfacher den westlichen Teil der Insel erkunden.

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An den restlichen sieben Tage waren wir in Santa Cruz de la Palma in einer Airbnb-Wohnung. Wer in der Stadt wohnen will, muss eine private Wohnung buchen, denn Hotels gibt es dort kaum. Dir meisten Touristen werden in der Nähe vom Flughafen in Los Cancajos untergebracht – dort kann man auch im Hotel wohnen und jeden Tag ins einzige vegane Café auf der Insel essen gehen. Mehr Vorteile gibt es aus meiner Sicht jedoch nicht.

 

Aktivitäten

Führung auf der Ecofinca PlatanoLógico

Obwohl es auf La Palma unendlich viele Bananenplantagen gibt, sollen nur 4-5 davon bio sein. Über die Schwierigkeiten des Bananenanbaus auf der Insel und wie es auch komplett ohne Pflanzenschutzmittel funktionieren kann, haben wir bei einer Führung auf der Finca PlatanoLógico erfahren. Diese Führung war alles anderes als Langweilig. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl im Theater oder sogar Kino zu sitzen – so bildhaft und mit schauspielerischem Talent hat uns der Plantageninhaber vieles rund um die Bananen und die ökologische Landwirtschaft erklärt. Mal war es extrem witzig, mal wurden die Besucher zum Nachdenken angeregt. Anschließend gab es Verkostung von drei verschiedenen Bananesorten, Papaya und Ingwertee, der in der Sonne gebrüht wurde.

Die Ecofinca PlatanoLógico befindet sich in Puerto Naos, hinter Hotel Sol La Palma.

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Sterne beobachten

Das haben wir leider nicht geschafft, aber La Palma soll den klarsten Himmel der Nordhalbkugel haben. Es gibt viele spezielle Aussichtspunkte außerhalb der Wohngebiete zum Sterne beobachten, aber auch organisierte Führungen, bei denen man den Sternen dank eines Teleskopes näher kommen kann.

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Wandern

Wer auf La Palma nicht wandern war, hat nichts von der Insel gesehen. Angefangen haben wir mit dem Drachenbaumwald und den Höhlen von Buracas. Und weil es so schön war, haben wir auch eine zweite Wanderung unternommen – diesmal ins vulkanische Gebiet im Süden der Insel. Da, wo sich die jüngste Landschaft Spaniens befindet, weil der letzte Vulkanausbruch sich erst vor ca. 50 Jahren ereignete. Diese Route war schon anspruchsvoller – so, dass ich am nächsten Tag Muskelkater hatte. Angefangen beim Vulkan San Antonio – dem letzten Ort, wo es noch Zivilisation gibt, geht es weiter durch Wind und Wüste zum Vulkan Teneguía. Immer wieder eröffnen sich spektakuläre Aussichten. Hier und da strahlend grüne Pflanzen – einfach so, wegen des Kontrastes zum schwarzen Boden. Wenn man es nicht aufgibt, gelangt man zu den Salinas de Fuencaliente, wo es auch ein sehr gutes Restaurant gibt – das “Restaurante Temático El Jardín de la Sal” (Thematisches Restaurant Der Salzgarten). Wenn man auf das reguläre Menü verzichtet und nur Tapas isst, geht es auch vegan.

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Die letzte und anstrengendste Wanderung war die von Los Sauces zum Wasserfall von Los Tilos. Es ging schon vom Anfang an extrem bergauf und so fast den ganzen Weg bis zum Wasserfall. Ich kam so müde an, dass ich den märchenhaften Lorbeerwald mit dem Wasserfall nicht wirklich genießen konnte. Schade eigentlich, aber anders hätten wir alles, was wir uns für den Tag vorgenommen hatten, nicht geschafft. Wieder zu Fuß sind wir danach zum Dorf San Andrés gelaufen, mit der Puente de Los Tilos (Brücke von Los Tilos) immer vor unseren Augen. San Andrés hat uns nicht sonderlich beeindruckt, aber 1 km weiter nördlich, im Charco Azul, gibt es natürliche Schwimmbecken, wo man eine Runde planschen kann. Von dort aus wieder stark bergauf zurück zum Startpunkt Los Sauces. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal so extrem müde wie an dem Tag war, aber es hat sich voll gelohnt! Vor allem die Ruhe, die auf der Insel herrscht ist einmalig.

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Ich hoffe, dass ihr Spaß mit meinem Bericht über La Palma hattet. 🙂 Lasst es mich wissen, wenn ihr einen der genannten Orte bzw. Lokale besucht habt.

 

XO Naturita