Was die Auswahl an veganen, innovativen Produkten angeht, gilt Großbritannien für mich als das vegane Mekka schlechthin. Es stimmt aber auch, dass das UK europäischer Vorreiter in Sachen Fettleibigkeit ist. Also wusste ich nicht wirklich, was ich von meinem Trip nach Liverpool & Manchester erwarten soll. Sicherheitshalber hatte ich ein paar Tüten gefriergetrocknete grüne Smoothies und Suppen von Die Lebensmittelmanufaktur eingepack, was sich dann doch als eine super Idee erwies. Gleich erzähle ich euch warum. 😉
Eine Anmerkung vorab: Blöderweise hatte ich vergessen Ersatzakkus für meine Kamera mitzunehmen und musste mit den vorhandenen 25% Akku fünf Tage auskommen. Viele Fotos musste ich deswegen leider mit dem Smartphone (schlechte Qualität) machen und insgesamt habe ich deutlich weniger Fotos als sonst gemacht. Echt ärgerlich, aber jetzt habe ich wenigstens daraus gelernt.
Vegan in Liverpool
Der Flug ging nach Manchester, der erste Stopp war aber die Beatles-Stadt Liverpool. Mein Freund und ich hatten dort ein Airbnb-Zimmer in einer schönen Wohnung mit voll ausgestatteter Küche angemietet und konnten selbst einige unserer Mahlzeiten zubereiten. Trotzdem haben wir nicht groß gekocht, sondern eher auf schnelle Mahlzeiten zugegriffen – da kamen uns die gefriergetrockneten Suppen und Smoothies (hier mein Bericht darüber) von Die Lebensmittelmanufaktur sehr zugute.
Eingekauft haben wir immer im Tesco – der war gefühlt an jeder Ecke und hat auch eine gute Auswahl an veganen bzw. gesunden Lebensmitteln. Kaltgepresste, nicht pasteurisierte Säfte, Nakd-Rohkostriegel in allen möglichen Geschmacksrichtungen und etwas, was ich noch nicht kannte – Trockenfruchtstreifen in Yo-Yo-Form – eine witzige Art gesunde Produkte attraktiver zu machen.
Nun kommen wir zum interessantesten Teil – den Restaurantbesuchen. Da wir nur drei Tage in Liverpool waren, konnten wir nur zwei der Lokale besuchen, die ich ausgesucht hatte. Die zwei waren aber absolute Volltreffer.
Vegan in Liverpool: The Egg Cafe
In einer Gasse in der Nähe vom Partyviertel Liverpools versteckt, liegt das süße, vegetarisch-vegane Restaurant The Egg Cafe. Es ist in einem Altbaugebäude untergebracht und ziemlich alternativ bzw. künstlerisch gestaltet. Natürlich fehlen auch hier die obligatorischen Menütafeln nicht. 😀 Das Lokal war schon gut besucht und wir konnten gerade noch den letzten freien Tisch ergattern. Gut zu wissen: Es wird nur Cash akzeptiert! Zum Glück befindet sich aber direkt um die Ecke ein Geldautomat.
Serviert werden vor allem die Klassiker der vegetarisch-veganen Küche: Hummus, Quiche, Linsengerichte und Gemüsegerichte à la Ratatouille sowie Kuchen und Heißgetränke. Angeboten werden die Tees von Twinings und Pukka, die ich beide sehr mag. Wir hatten das Tagesmenü – für knapp £10 fraßen wir uns voll. Lecker war’s schon, aber nicht sehr abwechslungsreich: Vorspeise: Zucchini-Linsensuppe mit Knoblauchbrot, Hauptspeise: Hummus mit Gemüse, Nudelsalat, Bulgursalat mit Bohnen und Kichererbsen, dazu Pita-Brot. Also Hülsenfrüchte und Teigwaren in allen möglichen Variationen. Das Dessert toppte aber alles: Warmer Apple Crumble Cake mit Kirschen und Vanillesoße. Hmmmmhhhm! Alles in allem sehr lecker, aber etwas zu viel und ziemlich eintönig. Das alles hätte man locker auch zu zweit essen können und keiner wäre hungrig geblieben. Also geht hin – es lohnt sich und es ist lecker, falls ihr aber das Tagesmenü bestellt, esst es zumindest zu zweit.
Vegan in Liverpool: The Bagelry
Am nächten Tag besuchten wir The Bagelry – ein vegetarisch-veganes Café mit verschiedenen, selbstgemachten Bagels, Kuchen und mehr. Da legt man Wert auf Bio-Qualität, deswegen waren auch die Preise etwas höher.
Wir kamen ca. 1 Std. vor Schluss an, deswegen gab es keine große Auswahl an Bagels mehr. Ich bestellte mit einen Poppy Bagel mit selbsgemachtem Cashew-Frischkäse, der echt lecker war. Für meinen Freund gab’s Savoury French Toast mit Käse überbacken, dazu Tomatensalsa (vegetarisch). Zum Nachtisch gönnte ich mir den extrem leckeren, veganen Orangen-Schoko-Kuchen und mein Freund den vegetarischen Blueberry Cake. Besonders gut fand ich, dass The Baglery selbstgemachtes Sauerkraut anbietet. So kann man auch unterwegs gesund essen. 🙂
Vegan in Manchester
Manchester Street Food Market
In Manchester kamen wir an einem verregnet Sonntag an. Da es gerade Mittagszeit war, machten wir uns gleich auf die Suche nach gutem Essen. Und wir wurden sofort fündig! Ca. 200 m weiter von unserem Hotel, in den Piccadilly Gardens, entdeckten wir den wöchentlichen Street Food Markt. Es gab jede Menge interessante Stände, aber ich freute mich natürlich am meisten über den veganen Stand. 🙂
“Mother may I” hieß der Anbieter und zur Auswahl standen Pizzen mit veganen Käsealternativen und Jackfruit oder Wrap mit Mango und Jackfruit. Ich entschied mich für den Wrap, der übrigens nicht nur vegan, sondern auch Vollkorn war.
Vegan in Manchester: Bistro 1847
1847 steht für das Gründungsjahr der britischen Vegetarian Society. Die Einrichtung des kleinen Restaurants Bistro 1847 erinnert mich an eine Mischung aus Café, Bar und Gourmet-Restaurant. Dass hier gesunde, natürliche Küche angeboten wird, erkennt man an den hängenden Bäumchen im Eingangsbereich.
Bistro 1847 liegt sehr zentral in der Nähe von China Town. Laut Happy Cow soll es dort High-end-Küche zu höheren Preisen geben – das Erste mag stimmen, aber das Zweite kann ich (zum Glück) nicht wirklich bestätigen. Wir kamen zu Mittagszeit an und haben noch das ‘Lunch Express Menu’ erwischt: Hauptspeise + Getränk für £10. Gourmet essen für £10 hört sich gut an, oder? Sonst hätten zwei Gänge knapp £20 gekostet und drei £25. Die Speisekarte habe ich extra abfotografiert, weil ich echt begeistert war von der Auswahl an Gerichten. Am liebsten wäre ich jeden Tag dort hingegangen, um alles probieren zu können! Obwohl eigentlich nicht alles vegan ist…
Noch bevor wir bestellt hatten, bekamen wir Detox-Gurkenwasser serviert. Da war mir schon klar, dass ich mit diesem Restaurant eine gute Wahl getroffen hatte. 🙂 Dann kam auch das Essen: Oyster Medallions für mich und der britische Klassiker ‘Fish’ & Chips für meinen Freund. Der Fisch war aus Halloumi-Käse gemacht. Obwohl es sich beim Fish & Chips eher um Fast Food mit viel Fett handelt, war es denen durch die Beilage aus Erbsen und Kräutern gut gelungen, dem Gericht eine gesunde Note zu verleihen. Auch mein Essen war nicht gerade low fat – knusprig frittierte Austernpilze an rotem Quinoa mit roter Knoblauchsauce, dazu grüner Spargel. Oh das war sooo lecker! Übrigens waren die Portionen nicht besonders groß, aber meiner Meinung nach groß genug. Ich wunderte mich eh schon die ganze Zeit, wie sie es sich leisten können, Austernpilze, Quinoa und Spargel für nur £10 anzubieten. Woanders würde man dafür bestimmt viel mehr verlangen.
Und zum Schluss noch eine Fast Food-Empfehlung: Die Salat- und Sandwich-Kette Pret A Manger war gefühlt an jeder Ecke. Probiert habe ich da nichts, aber die Sandwiches sahen gut aus. Noch besser: Da gibt es eine gute vegane und gar nicht langweilige Auswahl (z. B. Super Greens & Reds).
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Kleiner Reiseführer Liverpool + Manchester
Interessanterweise muss man bei Liverpool und Manchester immer erst an Fußball denken. Dabei haben beide Städte so viel mehr zu bieten… Dank seines strategisch gelegenen Hafens war Liverpool eines des führenden Handels- und Verkehrszentren im 18. und 19. Jahrhundert – es hatte u.a. gute Handelsbeziehungen zu China und war Startpunkt der Schiffe, die nach Amerika gereist sind. Titanic wurde in Liverpool entworfen und auch ein wesentlicher Teil der Schiffsbesatzung stammte aus Liverpool. Waren, die in Liverpool ankamen, wurden nach Manchester transportiert und dort weiterverarbeitet. So entwickelte sich Manchester zur Hochburg der Textilindustrie. Unser Hotel in Manchester ‘Britannia‘ war zum Beispiel ein ehemaliges Lager eines Baumwollherstellers. Das anspruchsvolle Gebäude hätte man meiner Meinung nach auch als Rathaus nutzen können – so schön ist es. 😉 Die erste Bahnstrecke Europas mit geregeltem Fahrplan wurde eben zwischen Liverpool und Manchester eröffnet. Dort verkehrte die schnellste Dampflokomotive der Welt.
Auch musikalisch haben beide Städte wesentlich zur Geschichte beigetragen – Liverpool ist nämlich die Stadt der Beatles und aus Manchester kommen die Oasis. Natürlich überzeugen Liverpool und Manchester auch heute noch mit ihrem Nightlife. In Liverpool waren wir in Sehenswürdigkeit Nr. 1 der Stadt – dem Cavern Club, wo die Karriere der Beatles begann. Im legendären Club spielt jeden Abend eine Live-Band und zwar nicht nur Beatles-Songs. Wir hatten dort echt viel Spaß und es war wider Erwarten nicht überfüllt. Ach ja, und Bio-Pint aus lokaler Herstellung hatten die auch noch. 😉 In Manchester kann ich das Gay-Village echt empfehlen. Da sind wir zwar nirgendwo reingegangen, aber allein an den ganzen Bars und Diskos vorbeizulaufen ist ein Erlebnis. Geschichte, Kultur, Party, gutes Essen… Liverpool und Manchester haben alles, was das Herz begehrt. Das war definitiv nicht mein letzter Besuch dort.