Wie vegan ist die Küche auf Teneriffa und den Kanarischen Inseln? Ich erzähle euch über meine Erfahrungen mit der spanisch-kanarischen Küche und wie ich trotz einer deutlich eingeschränkten Auswahl gut und lecker essen konnte.
Vorher kurz zur Geschichte der Inseln. Teneriffa ist nur eine von sieben Kanarischen Inseln, die sich aber in kultureller und folglich auch kulinarischer Hinsicht sehr ähneln. Entdeckt und erobert wurden die Inseln von den Spaniern im Mittelalter und wurden erst von Spaniern und in neuerer Zeit auch von Lateinamerikanern und anderen Europäern besiedelt. Die Kanarischen Inseln sind also der Inbegriff für Multikulti. Da sind praktisch alle Ausländer. Ähnlich wie in Amerika, gibt es heute kaum noch Nachkommen der Ureinwohner. Getreu dem Motto “Zuhause ist dort, wo man sich wohlfühlt”, leben heute auf den Kanarischen Inseln viele Lateinamerikaner, Engländer, Deutsche, Italiener und… Hippies! Seit Beginn der Hippie-Bewegung wurde die kleine Insel La Gomera zum Anziehungspunkt zahlreicher Hippies aus aller Welt. Ihre Community existiert und expandiert immer noch. Kein Wunder – die Insel ist traumhaft schön und fast unberührt!
Die Kanarischen Inseln sind daher nicht nur kulturell, sondern auch kulinarisch sehr vielfältig. Wobei man sagen muss, dass die Küche am stärksten von der Karibik beeinflusst wurde. Deswegen sind viele Kartoffel- und Kichererbsengerichte zu finden, die auch für Veganer geeignet sind. Juhuu! Mittlerweile wurden aber auch rein vegane Lokale eröffnet – vielleicht, um die zahlreichen deutschen und britischen Touristen zufriedenzustellen? Ich würde lieber glauben, dass ein Umdenken auch bei den sorglosen, das Leben genießenden Kanariern stattfindet. 🙂
Was essen denn die veganen Kanarier?
Kartoffeln.
Laut Volksmeinung das Lieblingsessen aller Vegetarier und Veganer. Was gibt es ja sonst noch auf dieser Welt zu essen, wenn man auf Fleisch und Milch verzichtet?! 😀 Spaß beiseite. Ich muss zugeben, dass ich noch nie in meinem Leben Kartoffeln gegessen hatte, die genau so zubereitet wurden, wie auf den kanarischen Inseln. Die Rede ist von den sogenannten papas arrugadas con mojo oder auf gut Deutsch: Schrumpelkartoffeln mit würziger Soße. Und dieses Kartoffelgericht wird dort wirklich von ALLEN gegessen, egal ob Fleischesser oder Veganer. Papas con mojo sind ein Muss!
Die besondere Zubereitung macht sie anders – sie werden mit der Haut in sehr stark gesalzenem Wasser gekocht, weshalb sie recht schrumpelig aussehen. Doch das ist nicht alles. Auch die Kartoffelsorte, die dafür verwendet wird, ist besonders – klein und rund – also ziemlich mundgerecht. 😉 Leider werden diese Kartoffeln einzig auf den Kanarischen Inseln angebaut, sodass man wahrscheinlich nur dort behaupten kann, authentische papas arrugadas gegessen zu haben.
Die Schrumpelkartoffeln werden aber mit der dazugehörigen Soße echt unwiderstehlich. Serviert werden sie in der Regel mit zwei Soßen (salsas): mojo rojo und mojo verde. Also rote und grüne Soße. Die rote wird aus Paprika, Essig, Öl und Knoblauch gemacht und mit Kümmel gewürzt, während die grüne statt Paprika, Koriander oder Petersilie enthält. Steht im Menu mojo picón, dann handelt es sich ebenfalls um mojo rojo, allerdings mit einem etwas feurigeren Geschmack.
Seitdem ich dieses tolle Gericht entdeckt habe, mache ich mir gelegentlich Kartoffeln mit selbstgemachtem Mojo. So erinnere ich mich wieder an die wunderschöne Zeit auf Teneriffa und La Gomera. Die restlichen Kanarischen Inseln warten noch, von mir entdeckt zu werden. 🙂
Salat.
Oh, Überraschung! 😀 Natürlich isst man als Veganer und Vegetarier immer Salat, wenn man auf der Speisekarte nichts Passendes finden kann. Doch hier muss man was beachten. Auf den Kanarischen Inseln, wie auch auf dem spanischen Festland, besteht ein Salat nicht unbedingt nur aus verschiedenen Gemüsesorten, sondern gerne auch aus Ei und Thunfisch. Also auch wenn im Menu “ensalada mixta” (gemischter Salat) stehen sollte, immer nachfragen, ob auch Produkte tierischer Herkunft drin enthalten sind.
Obst und Gemüse habe ich auf Teneriffa sehr gern gegessen. Was auf den Kanarischen Inseln angebaut wird, bleibt auch meist dort. Der Bio-Siegel war mir daher nicht wichtig. Alles hat echt und natürlich geschmeckt. Was Obst angeht, hatte ich das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein! Bananen, Mangos und Avocados wachsen dort an jeder Ecke (oder so kam es mir zumindest vor 😀 ). Avocados habe ich jeden Tag gegessen. Im kleinen Laden um die Ecke bei uns in Los Cristianos waren sie echt billig, zahlen musste ich trotzdem nichts! Als ich das erste Mal dort Avocados kaufen wollte, wurde mir erklärt, dass diese zu verschenken seien, da zu weich und anscheinend nicht mehr gut. Doch von innen sahen sie noch perfekt aus und haben super geschmeckt. Am nächsten Tag war von den “schlechten” Avocados noch was übrig geblieben. Am dritten Tag wollte ich auf eigenen Wunsch was zahlen, aber auch dann haben sie von mir nur 40 Cent verlangt. 😀 Ja, so lebt es sich auf Teneriffa!
Auch die kanarischen Bananen sind was Besonderes. Sie sind deutlich kleiner als die Mutanten, die in unseren deutschen Supermärkten zu finden sind, haben eine dünne Schale und wenn reif, viele kleine Pünktchen drauf. Diese sogenannte Zwergbanane soll sehr Nähr- und Mineralstoffreich sein und daher besser. Bei einem organisierten Ausflug auf La Gomera wurde uns geraten, auch im eigenen Land im Supermarkt eher die kleinen Bananen zu wählen, da sie die meisten Vitamine und Mineralien enthalten. Ich konnte selbst die Plantagen sehen, die größtenteils bis zum Meeresufer reichen. Bananen, die direkt an der Küste wachsen, sollen ebenfalls besser sein. Also wichtig für die To-do-Liste: Bananen essen!
K-Vegan
So heißt ein kleiner Stand mit veganen Spezialitäten im zweiten Stock des Einkaufszentrums Pasarela in Los Cristianos, Teneriffa. Der Besitzer kocht selbst vor Ort traditionelle, aber auch internationale, vegane Gerichte. Wir waren praktisch jeden Tag da, weil das Essen so gut war. Was man bestellt, wird vom Koch sofort zubereitet. So hat man immer frisches Essen, obwohl es manchmal auch etwas länger dauern kann, wenn er mehrere Bestellungen gleichzeitig hat. Zum Glück ist er super schnell und schafft es locker innerhalb von 10 Minuten 3-4 Gerichte zuzubereiten. 🙂 Die Auswahl an Gerichten bei K-Vegan ist echt zufriedenstellend. Es gibt die klassische spanische Tortilla aus Kartoffeln, Falafel, Wraps, Hummus, Quinoa mit Gemüse, Kroketten… Auch leckeren Kuchen kann man mit etwas mehr Glück bekommen. Aber das Beste war meiner Meinung nach das Bier mit Meerwasser. Für mich eine wahre Rarität und den Geschmack fand ich auch sehr gut. Unbedingt ein Muss!
Was aus dem Urlaub mitbringen?
Mojo! Und zwar alle möglichen Varianten: rojo, picón, verde con perejil (mit Petersilie) und verde con cilantro (mit Koriander). Die Mojos werden normalerweise auf den Kanarischen Inseln hergestellt, obwohl man dies vor dem Kauf sicherheitshalber überprüfen sollte. Konservierungsstoffe und andere Zusätze brauchen sie in der Regel nicht. Wer nur mit Handgepäck reist, findet auch kleinere Gläser unter 100 ml.
Palmhonig. Das Original kommt aus der Insel La Gomera und wird aus dem Saft bestimmter Palmenarten hergestellt, der eingedickt wird. Der Zuckergehalt beträgt ca. 75%, außerdem enthält der Palmhonig ca. 1 g Kalium pro 100 g, was 50% der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Nicht schlecht für ein Süßungsmittel. 😉 Ich benutze es zum Süßen von kleinen Desserts und Shakes. Aber auch pur als Brotaufstrich anstelle von Honig ist es sehr lecker.
Für die Nichtveganer: Almogrote. Das ist ein würziger Brotaufstrich aus Hartkäse, Paprika und Knoblauch. Ebenfalls typisch für La Gomera. Na jetzt muss ich es zugeben, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte und es selbst probiert habe. Rrrrichtig gut, aber ich bleibe lieber vegan. 😉
Kleiner Reiseführer
Wenn ihr bisher aufmerksam gelesen habt. habt ihr bestimmt bemerkt, dass viele der besonderen Leckereien aus der Insel La Gomera kommen. Diese ist auch aus touristischer Sicht sehr zu empfehlen. Vor allem wegen dem Nationalpark Garajonay, der mit besonderen Pflanzenarten und atemberaubenden Landschaften beeindruckt. Die Insel ist von Teneriffa aus schnell zu erreichen. Am besten bucht man eine Exkursion, da man sonst in die Naturschutzgebiete nicht reinkommt. Außerdem hat man dadurch die Möglichkeit, an einer Demonstration der gomerischen Pfeifsprache Silbo teilzunehmen, mit der sich die Bauern schon vor Jahrhunderten von Berg zu Berg verständigten. Diese ist Teil der Unesco-Welterbeliste und wird heute an den heimischen Schulen unterrichtet.
Das Highlight bleibt wohl Teneriffa. Ob Strand oder Schnee – da wird keiner enttäuscht. Der Vulkan Teide ist der höchste Berg Spaniens und allein, weil er ein Vulkan ist, einen Besuch wert. Eigentlich sind alle Kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der Teide schläft schon seit über 100 Jahren, also keine Panik. Andere Sehenswürdigkeit auf Teneriffa sind die Felsen Los Gigantes, die steil ins Meer abfallen und aus einem Boot heraus beobachtet nur noch beeindruckender wirken.
Städte: Die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife – San Cristobal de La Laguna – La Orotava – Puerto de la Cruz. Wenn man sportlich ist, schafft man zumindest die letzten drei in einem Tag. Viel zu sehen gibt es nicht, außer traumhafter Häuser mit leuchtenden Fassaden im karibischen Stil und wunderschöner Aussichten. Ein empfehlenswerter Zeitvertrieb.
Wenn ich Teneriffa mit zwei Wörtern beschreiben müsste: Wunderschön und lecker. Was wohl die restlichen Inseln zu bieten haben?…. Erfahren wir hoffentlich bald.